RÜCKSCHAU

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Umfairteilen, 5 vor 12

Umfairteilen, 5 vor 12

06.06.2013
5 vor 12 rief das Bündnis Umfairteilen zum flash-mob in der Biegenstraße in Marburg auf. Es wurden Süßigkeiten umfairteilt, symbolisch für die Forderung fairer die erwirtschafteten Leistungen in der deutschen Gesellschaft zu verteilen. Im Bundesbankbericht, der diesen Monat veröffentlicht wurde, steht, dass es kaum ein Land in der EU gibt, in dem die Schere zwischen reich und arm so weit auseinandergeht wie in Deutschland.

Chronisch Kranke Menschen spüren den Abbau von solidarischen Leistungen schon lange, u.a. sinken durch Veränderung der Rentenformel die Erwerbsunfähigkeitsrenten für die meist jung an der Erkankung Betroffenen-Menschen, muss für neue Rollstühle und Rehaaufenthalte immer öfter geklagt werden und jetzt sollen an Multiple-Sklerose Erkrankte Menschen auch noch aus der Chroniker-Regelung herausfallen.

Das würde bedeuten, dass die Grenze der Zuzahlung für die Betroffenen bei 2 statt wie bisher bei 1 Prozent des Einkommens liegt und dass Ärzte wieder bei Rezepten und Verordnungen an das Budget gebunden wären, was sie bei Chronikern nicht sind. Dies hätte eine Reduzierung u.a. der Verschreibung von Krankengymnastik zur Folge.

Grund also für die Multiple-Sklerose Selbsthilfegruppe Marburg-Biedenkopf das regionale Aktionsbündniss Umfairteilen zu unterstützen und auch bei dem flash-mob Präsenz zu zeigen.

Nur in einer Gesellschaft in der die unverhandelbaren Bedürfnisse der Schwächsten, also auch der Kranken selbstverständlich gedeckt sind, insbesondere in einem der reichsten Länder der Welt, zeigt ein menschliches Angesicht.

Sozialstaat heißt einen Rettungsschirm der Menschlichkeit aufzuspannen, solidarisch mit den Menschen zu sein, die ihre Situation weder selber verschuldet haben noch diese ändern können.
Bernd Gökeler

Marburger Vereinsmesse am Samstag, den 13.04.2013

Marburger Vereinsmesse am Samstag, den 13.04.2013

01.04.2013
Organisiert durch Arbeit und Bildung e.V. fand die 4 Vereinsmesse in der Stadthalle in Marburg statt, die größte ihrer Art in Deutschland. Fast 100 Vereine waren versammelt um zu zeigen, welches breite Angebots-Spektrum sie abzudecken vermögen. Von A wie Alzheimer-Gesellschaft oder Ausländerbeirat bis W wie Waggonhalle Kulturzentrum oder Weitsprung Reisen ohne Barrieren.

Mitten drin die Multiple-Sklerose Selbsthilfegruppe Marburg-Biedenkopf mit einem extra großen Infostand. "Die Gespräche mit MS-Betroffen, deren Angehörigen oder Freunden war so intensiv und persönlich, wie man es bei einer solchen Veranstatung kaum erwarten würde", so Bernd Gökeler, der Gruppenleiter der MS-SHG. "Auch wir haben von den anderen Inofständen profitiert, der gegenüberliegende Stand zur Psychomotorik ergänzte unseren Vortrag über Motologie (Wirkung der Bewegung auf die Psyche und umgekehrt) beim letzten Gruppentreffen hervorragend durch die praktische Anwendung", so Bernd Gökeler weiter. Die Messe wurde ergänzt durch ein informatives Rahmenprogramm mit dem Schwerpunkt Integration von Migranten in das Vereinsleben. Unter anderem sind in den Organisationen der Selbsthilfe nur ganz wenige Migranten Mitglied.

Die fast 100 Vereine sind nur ein kleiner Ausschnitt der aktiven Gruppen in Marburg. Die Messe ermöglichte aber für die Öffentlichkeit und für die Politik hinter den vielen vielen unentbehrlichen ehrenamtlichen Leistungen die aktiven Gesichter wahrzunehmen. Eine geballte "Ladung" Gemeinnützigkeit, ohne die unsere Gesellschaft ganz anderst aussehen würde, für jeden von uns.

Bernd Gökeler

Außergewöhnliche Ehrung für außergewöhnliche Leistung

Außergewöhnliche Ehrung für außergewöhnliche Leistung

14.01.2013
Alfred Peilstöcker erhielt am 14.01.2013 die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland als Anerkennung der 37 Jahre Pflege seiner an MS erkrankten Frau Elli.

von link: Elli Peilstöcker, Landrat Robert Fischbach, Alfred Peilstöcker, hessischer Finanzminister Dr. Thomas Schäfer; Oberhessische Presse, Manfred Schubert

Im Landratsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf lobte der Landrat Robert Fischbach, dass Herr Peilstöcker nicht Dienstleister für die Pflege in Anspruch nimmt, sondern diese Aufgabe trotz eigener körperlicher Einschränkungen nach wie vor selber wahrnimmt. Der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer hob bei der Überreichung hervor, dass nur selten der Dienst am Allernächsten in dieser Weise gewürdigt wird. Pflege ist eine Leistung vom Pflegenden aber auch vom zu Pflegenden, also gebührt die Ehrung der ehelichen Gemeinschaftsleistung, betonte Bernd Gökeler, Gruppenleiter der MS-SHG Marburg-Biedenkopf, in der das Ehepaar Peilstöcker seit vielen Jahren reges Mitglied ist.

Der Geehrte Alfred Peilstöcker seinerseits dankte von Herzen, gab aber zu bedenken, dass als Maßgabe im Umgang mit Pflegebedürftigkeit und Behinderung Menschlichkeit und nicht nur betriebswirtschaftliches Kalkül stehen muss. So war das Ehepaar Peilstöcker gezwungen, wegen der Versorgung mit einem Rollstuhl vor dem Sozialgericht zu klagen, gewannen die Klage und muss trotzdem immer noch auf das Hilfsmittel warten. Ein demütigender und entwürdigender Zustand, der leider kein Einzelfall ist, wie Herr Gökeler mit einigen weiteren drastischen Beispielen belegte. Die anwesenden Politiker versprachen sich persönlich um die Angelegenheit kümmern. Auf die Auszeichnung folgt somit auch noch aktive Hilfe, eine gelungene Ehrung.
Bernd Gökeler

Bernd Gökeler

Ausflug nach Bad Salzhausen am 14.06.2012

Ausflug nach Bad Salzhausen am 14.06.2012

01.06.2012
Nach Auflösung des morgendlichen Nebels fuhr die MS-SHG los um sich in Bad-Salzhausen in der Hessenstube mit Kaffee und Kuchen zu stärken , um dann von dort aus den Kurpark zu erkunden.

Tulpenbaum/Park Bad Salzhausen; Q.: Foto Günter Hahn

Vorbei am Landgrafenteich ging es zu der Baumsammlung, die bereits auf das Jahr 1826 zurückgeht. Über 300 Gehölzarten prägen den 52 Hektar großen Park. Die feuchte Luft des Gradierwerks, das mit dem Rolli befahren werden kann, war eine schöne Erfrischung. Das alte Wasserrad, welches über eine lange Mechanik eine der Brunnenpumpen antreibt zeigt eindrücklich, wie mühsam die Salzgewinnung lange Zeit war.

Besonderen Anklang fand u.a. ein blühender Tulpenbaum und eine fast 30 meter hohe Sumpfzypresse. Ein weiterer Anziehungspunkt war ein Mineraliengeschäft, manch Schmuckstück wechselte so den Eigentümer.

Rundum war es ein gelungener Ausflug, gekrönt durch das unerwartet schöne Wetter.

 Bernd Gökeler

„Mein Leben mit MS“ – Welt-MS-Tag am 30.05.2012

"Mein Leben mit MS" - Welt-MS-Tag am 30.05.2012

30.05.2012
Mein Leben mit der Krankheit mit der 1.000 Gesichter, mit Multiple-Sklerose. Das Motto des diesjährigen und damit 4. Welt-MS-Tag soll zeigen, wie man das Leben gestalten kann mit und trotz der chronischen Erkrankung MS, einer chronischen Entzündung des Zentralen-Nervensystems.

Die Diagonose erfolgt meist im jungen Erwachsenenalter und ist ein Schock, zukünftig begleiten einen nicht nur die symptomatischen Folgen der Krankheit, sondern das ganze Leben steht unter einer neuen erschütternden Überschrift. Die Folgen der Multiplen-Sklerose sind trotz medizinischer Versorgung nich klein zu reden, denn das Leben mit einer nicht heilbaren Erkrankung, von der man nicht weiß, was sie morgen mit einem macht, wo die nächsten Ausfälle entstehen etc. ist nicht "normal" zu nennen. Und gerade deswegen ist es wichtig, wie man diesen außergewöhnlichen Lebensweg so gestaltet, dass er wieder ein Stück Normalität erlaubt, Erüllung gibt und nicht nur Verluste zählt, Perspektiven zulässt und nicht nur ein Warten auf den nächsten Krankheitsschub darstellt.

Es gilt ein Leben mit Multiple Sklerose zu entwickeln, nicht gegen MS, also ein Probieren der verbliebenen Möglichkeiten. MS ist ein ungebetener Gast im Leben, den man zwar verachten kann, aber der sich immer wieder in den Vordergrund drängen wird, der vieles Abseits stellt und unmöglich werden lässt, dem die Betroffenen aber die Gewalt über das ganze Leben mühsam wieder und wieder streitig machen. MS bedeutet nicht automatisch Leben im Rollstuhl, es ist also besser als befürchtet, in vielen Lebenssituationen ist es dennoch dramatischer und drastischer als erträglich. Wer kann sich schon vorstellen z.Bsp. mit 24 Jahren in Erwerbsunfähigkeitsrente zu gehen, abgeschnitten von der zur Identität in unserer Gesellschaft gehörenden beruflichen Karriere und ohne Aussicht auf ein auskömmliches Einkommen. Und dennoch sind MS-Erkankte keine Trauerklöße, sondern führen ihr Leben, das sie sich nicht aus der Hand nehmen lassen, mit viel Elan. Besonders eindrücklich wird dies bei den Treffen der MS-Selbsthilfegruppe Marburg-Biedenkopf. Denn dort heißt es UNSER Leben mit MS, d.h. MS-Betroffene treffen sich um durch den Austausch der Erfahrungen über die Erkrankung leichter damit fertig zu werden, aber viel mehr noch um Spaß zu haben, Kontakte zu pflegen, Raus zu kommen, einfach um etwas zu erLEBEN.

Zum Welt-MS-Tag am 30.05.2012 von 10.00 bis 17.00 Uhr brachte die MS-SHG-Marburg-Biedenkopf all dies den Passanten in der Universitätstraße in Marburg durch einen Infostand und die persönliche Konfrontation näher. Bernd Gökeler, der Leiter der Selbsthilfegruppe ist zufrieden darüber, dass es wieder gelungen ist, so vielen Menschen zeigen zu können, dass Leben mit MS keine graue Theorie ist, sondern dass die drastische Realität einer unheilbaren Krankheit mit fröhlichen Gesichtern verbunden sein kann.

Text: Bernd Gökeler